Information auf neuem Niveau: immer aktuell, nah am Geschehen und völlig kostenlos. Diese Attribute versprechen viele digitale Medien, die auch ganz ohne professionellen Journalismus auszukommen scheinen. Nicht überraschend also, dass sich besonders in jüngeren Generationen ein neues Selbstverständnis der Mediennutzung entwickelt. Wie können sich „klassische“ Zeitungen in diesem Umfeld noch halten? Werden diese überhaupt noch gebraucht?

Fragen wie diese hat der Grundkurs Deutsch des 13. Jahrgangs im Rahmenthema „Zukunft der Zeitung – Zeitung der Zukunft“ per Videokonferenz mit Bettina Fraschke (HNA, Kassel) erörtert. Aus 24-jähriger Berufserfahrung heraus konnte uns die leitende Kulturredakteurin die im Rahmen der Digitalisierung veränderten Arbeitsabläufe und Herausforderungen im Betrieb einer Tageszeitung veranschaulichen. Uns interessierten die Stationen eines Artikels bis zur Veröffentlichung oder die unterschiedlichen Ansprüche an Print- und Onlineartikel. Der Austausch machte uns bisher unbedachte Aspekte des Zeitungsbetriebs bewusst, so etwa die im Alltag kaum wahrnehmbare anspruchsvolle Logistik hinter Druck und Auslieferung der Print-Ausgaben. Mit den Besonderheiten der schnelllebigen und qualitativ breit gestreuten Nachrichtenwelt des Internets konnten auch gegenwärtig drängende Probleme angesprochen werden. Durch Frau Fraschkes Einschätzungen aus direkt beteiligter Sicht verknüpften sich die zuvor im Unterricht erarbeiteten medienwissenschaftlichen Sachtexte und Studien mit den realen Verhältnissen.

Besonders deutlich wurde: Journalismus in hoher Qualität benötigt handwerkliche Fähigkeiten und finanzielle Mittel. Für Zeitungsverlage wird es dabei trotz vielfältiger neuer Konzepte eine Herausforderung bleiben, wirtschaftlich rentabel zu sein. Welche neuen Angebote und Kanäle professionelle Journalist*innen in Zukunft entwickeln werden, welche Modelle inhaltlich und wirtschaftlich erfolgreich sein können und wie sich das Interesse an Printmedien in der Zukunft gestaltet, ließ sich nur spekulativ diskutieren. Einig sind sich Kurs und Expertin jedoch darin, dass ein vielfältigeres Mit- und Nebeneinander verschiedener Formate vorliegen wird. Mag die klassische Tageszeitung in diesem Umfeld zwar ihre einstige „Autorität“ einbüßen, so ist Bettina Fraschke dennoch überzeugt, dass professioneller Journalismus auch langfristig nicht an Bedeutung verliere. In einer unübersichtlichen Nachrichtenwelt bliebe das Interesse an Medien erhalten, die verlässlich gut recherchierte, gefilterte und sinnvoll aufbereitete Informationen bereitstellten. Dass die HNA im vergangenen pandemiegeprägten Jahr einen kleinen Zuwachs der Abonnements erreichen konnte, bekräftigt diese optimistische Sicht auf die Zukunft der Zeitung(en).

von Marek Prasse, Jg. 13