Rede zum Abitur 2020

Rede zum Abitur 2020

Liebe Abiturientinnen und Abiturienten des Jahrgang 2020!

Ich begrüße Sie heute ganz herzlich zur kleinen Feier anlässlich der Verleihung Ihrer Abiturzeugnisse!
Auch wenn wir die Abiturentlassung nicht, wie sonst üblich, mit Angehörigen und Freunden zusammen begehen können, bin ich trotzdem froh und erleichtert, dass wir Sie mit Ihrem ganzen Jahrgang in dieser Aula gebührend verabschieden können. Sie wissen, das war nicht von vorneherein so klar!

Liebe Abiturientinnen und Abiturienten, wenn Sie hier sitzen, dann waren Sie in der Regel drei Jahre lang Schülerin oder Schüler dieser Schule. Sie haben hier viel Zeit zusammen verbracht, Sie haben hier miteinander gearbeitet und zusammen gelernt.

Fast drei Jahre lang … und dann kam Corona! 13.03.2020!

Die Folge war eine Schulschließung – zwei Wochen bevor das offizielle Ende des 4. Semesters erreicht war.
Zu dem Zeitpunkt hätte ich gerne in Ihre Köpfe geschaut! Ihre Gedanken gingen wahrscheinlich von „Jawohl! Ferien! Freiheit, ich komme!“ bis hin zu „Aber wir waren doch noch gar fertig, nicht mit den Vorbereitungen für das Abitur, nicht mit dem voneinander Verabschieden, nicht mit dem zusammen feiern!“
Plötzlich hieß es nicht mehr gemeinsam lernen, gemeinsam arbeiten, sondern jeder allein für sich, mit den digitalen oder analogen Medien, die zuhause verfügbar waren. Kontakte mit den anderen und mit den Lehrkräften waren nur noch auf digitalem Wege oder per Telefon möglich!
Was hat das mit Ihnen gemacht? Gab es Sie noch als Abi-Jahrgang? Fühlten Sie sich noch wie eine Gruppe? Ich kann mir vorstellen, dass die Zugehörigkeit und damit die gegenseitige Unterstützung immens unter dem verordneten Sozial Distancing gelitten hat. Den Bio-Kurs von Herrn Läufer, den Geschichtskurs von Frau Ruthemann oder den Mathekurs von Herrn Brill, auch den Abiturjahrgang gab es plötzlich irgendwie nur noch virtuell.

Sie mussten nun selbst die Energie und die Disziplin aufbringen, sich zu organisieren und zu lernen. Hinzu kamen bei dem einen oder anderen die Sorgen um Angehörige und Freunde oder um die eigene Person.
Unsicherheiten bestimmten den sonst so exakt durchgeplanten Terminplan rund um das Abitur. Herr Läufer / Frau Freye hatte Ihnen den Plan doch gefühlt bereits zwei Jahren vorher mitgeteilt! Der stand fest!
Da gab es – vor Corona – nichts dran zu rütteln!
Verzicht wurde spürbar. Die sozialen Kontakte im Kolleg, die Sie vielleicht durch die Schulzeit getragen haben. Sie gab es nicht mehr so richtig. Und die Highlights, auf die Sie sich vielleicht bereits lange vorher gefreut haben: Motto-Woche, Abi-Streich und Abi-Party wurden gestrichen – nein, verboten!
Das eine oder andere letzte Kurstreffen oder das nette Ausklingen des Unterrichts mit der Lerngruppe und den Lehrern, auch das musste entfallen!
Das alles ist sehr bedauerlich! Aber Sie sitzen trotzdem jetzt hier! Und haben Ihr Abitur unter diesen widrigen Umständen gemacht! Sie haben die Unsicherheiten, die Sorgen und die Hindernisse gemeistert, Sie haben die Prüfungen abgelegt und bestanden! Sie sind bereit, das Abiturzeugnis in Empfang zu nehmen.

Aber ich möchte die letzten drei Jahre nicht nur auf die letzten Wochen reduzieren! Darum möchte ich Ihre Geduld noch etwas strapazieren und noch einmal etwas ausholen!

Vielleicht haben Sie ja in der letzten Zeit, nach dem Stress der Abiturprüfungen, auch schon etwas Muße gehabt, an die Anfänge Ihrer Schulzeit am Kolleg/Abendgymnasium zurückzudenken. An die Zeit, in der Sie hier neu waren, in der Sie die Schule, die Lehrkräfte und Ihre Mitschüler*innen kennengelernt haben. Nach langer Zeit wieder die Schulbank gedrückt haben! Wenn Sie daran zurückdenken, vielleicht merken Sie dabei, dass sich in den letzten drei Jahren doch so einiges verändert hat. Ich kann mir kaum vorstellen, dass das anders ist!

Äußerlich sind Ihnen die drei Jahre kaum anzusehen, Sie sind ja noch jung! Aber gibt es da nicht „innere“ Veränderungen? Nicht nur, dass Sie viel neues Wissen aufgenommen haben – quasi „in sich hineingepaukt“ haben, und nun, je nach Fächerwahl, eine Gedichtinterpretation, eine Textanalyse, eine kritische Quellenanalyse, eine mathematische Funktionsuntersuchung usw. durchführen können. Sie haben darüber hinaus auch – und davon bin ich überzeugt – eine andere Sichtweise auf die Welt bekommen. Neu erlangtes Wissen, neue geistige Horizonte … das verändert die Sicht auf die Welt, das verändert das Verständnis der Welt.
Die drei Jahre Schulzeit haben Sie verändert! Auch wenn sich einige von Ihnen das eine oder andere Mal dagegen gewehrt haben. Ihre kognitiven Fähigkeiten sind erweitert worden und Sie nehmen ihre Umwelt auf eine andere Art und Weise wahr.

Hat sich dadurch, dass Sie Ihren Horizont verändert haben, vielleicht auch die Welt selbst etwas verändert? Oder sind Sie gar mit dieser Schulzeit ein Weltenveränderer geworden?
JA … und NEIN!

JA, weil das, was Sie über Ihre Sinne wahrnehmen, Ihre Welt ist. Sie können die Welt nur über Ihre Sinne wahrnehmen und mit Ihrem Gehirn verarbeiten. Anders geht’s nicht. Da Ihr Datenverarbeitungsmaschine optimiert wurde, diese also „gepimpt“ wurde, ist die Welt für Sie eine andere. Sie können nun neue Inhalte aufnehmen, Argumente differenzierter betrachten. Sie können unterschiedliche Standpunkte einnehmen und miteinander vergleichen. Sie können durch inhaltlichen Transfer, durch Analyse und bewusster Interpretation, hinter die eine oder andere Fassade der Weltbühne blicken.

Aber auch NEIN, weil sich die äußere Welt durch Ihren geänderten Blickwinkel erst einmal objektiv nicht geändert hat, … zumindest solange Sie sich noch genauso verhalten wie zuvor! Also: Auf veränderte Handlungsmuster kommt es an. Naja, vielleicht haben Sie an der einen oder anderen Stelle bereits unbewusst Ihre Handlungsmuster geändert! Das ist gar nicht so abwegig! Fragen Sie vielleicht mal Ihre Angehörigen, Ihre Vertrauten und guten Freunde! Sie werden wahrscheinlich erstaunt sein, was Sie als Antwort bekommen.

In der Vorbereitung auf den heutigen Tag, ging mir der Satz von unserem Bundespräsidenten durch den Kopf. Vielleicht erinnern Sie sich an ihn. Er stammt aus seiner kurzen Rede, die Herr Steinmeier im Rahmen der Einführung der von der Bundesregierung beschlossenen, sehr drastischen Einschränkungen gehalten hat. Der Satz wurde oft zitiert:

„Die Welt danach wird eine andere sein. In welcher Welt, in welcher Gesellschaft wir leben werden, hängt von uns ab.“ (Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier 16.03.2020)

Beide Sätze für sich genommen sind erst einmal recht einfache, für sich abgeschlossene Aussagen, etwas pauschal und plakativ formuliert, denen wahrscheinlich jeder von uns sofort zustimmen kann.

„Die Welt danach wird eine andere sein.“
Ja klar, die Welt verändert sich ständig. Mal schnell, mal weniger schnell: Beschleuniger sind neue Techniken (PC, Internet, Smartphones …), neue Trends, politische und wirtschaftliche Veränderungen.

Sind wir also Veränderungsjunkies? Nehmen wir es leicht mit Veränderungen? Ich glaube das nicht! Denken Sie nur daran, wie viele „feste“ Neujahresvorsätze Sie selbst schon nach kurzer Zeit gebrochen haben und wie schnell Sie trotz festem Entschluss und rationaler Notwendigkeit in die Routinen des Vorjahres zurückkehren.

Die Pandemie hat das Leben in Deutschland für mehrere Monate quasi von heute auf morgen umgekrempelt. Viele der Maßnahmen und der Auswirkungen waren vor der Pandemie unvorstellbar: ein fast komplettes Herunterfahren des öffentlichen Lebens, der Kultur- und Touristikindustrie, Quarantäne einer ganzen Region oder letztens eines Wohnblocks. Viele als selbstverständlich angesehene und liebgewonnene Gewohnheiten haben sich drastisch ändern müssen. Alle mussten verzichten! Auf ungewisse Zeit z. T. drastischen Verzicht üben.

Veränderungen gehören zum Leben dazu – ohne Veränderungen gibt es kein Leben, ohne Veränderung gibt es philosophisch gesehen gar keine Zeit.

Jeder geht mit Veränderungen anders um, aber solche drastischen Veränderungen haben verunsichert, haben Angst gemacht und zeigen einem die eigene Begrenztheit, Verletzlichkeit und die eigene Unzulänglichkeit.
Das, was einem in dieser modernen Zeit immer wieder und überall suggeriert wird, dass man sein Schicksal selbst in der Hand hat, erweist sich plötzlich als fragwürdig.
Daher stellt sich die Frage: Wer will denn eigentlich wirklich eine Veränderung? Soll nicht besser alles so bleiben, wie es ist?
Ist der Mensch nicht ein Gewohnheitstier? Insbesondere dann, wenn es ihm vermeintlich gut dabei geht?

Ich glaube, dass Herr Steinmeier mit den Veränderungen nicht die guten Vorsätze nach der Krise meint: weniger Autofahren, weniger weite Flugreisen, weniger Konsum, mehr Radfahren, mehr in Familienzeit investieren usw.

Ich bin überzeugt, es geht ihm um etwas Größeres, nämlich um die Regeln unsers Zusammenlebens, um unsere Gesellschaft. Gibt es Solidarität? Unterstützen wir uns gegenseitig? Achten wir auf unseren Nächsten? Zählt jedes Leben gleich viel?

„In welcher Welt, in welcher Gesellschaft wir leben werden, hängt von uns ab.“

Meiner Meinung nach sind die beiden Sätze nicht als Prognose, Weissagung oder als Beweis seiner Erleuchtung zu verstehen, sondern als Auftrag an alle Bürger. Diese Krise/Pandemie greift in Teilen unsere Existenz an. Das war zu spüren. Verlust, Krankheit, in einigen Fällen Tod, extreme Reduktion sozialer Kontakte, Das kann leider zu niedrigen, ureigensten Reaktionen der Menschen führen: Wut, Angst, Hass, Realitätsverleugnung, Isolation, Fokussierung auf Flucht oder Gegenwehr, Gewalt! Alles haben wir in der Zeit der Pandemie beobachtet!
Aber ist das die Welt, in der wir leben wollen?

„In welcher Welt, in welcher Gesellschaft wir leben werden, hängt von uns ab.“

Aber wie können wir uns gegen diese ureigensten Triebe wehren und ihnen begegnen?
Ich bin überzeugt, dass es auf die Frage nicht die eine einfache Antwort gibt, aber einen Wegweiser:
Versuche deinen Geist nicht einzuengen: Vorsicht bei pauschalisierenden Aussagen, bei Verallgemeinerungen und wenn in Dogmen gedacht wird.
Das Gegenteil ist wichtig: Öffne den Geist, höre zu, führe Gespräche, eigne dir neues Wissen an und erweitere deinen Horizont!

Offenheit, Analysefähigkeit, das Hinterfragen von Aussagen, Aussagen in einen größeren Zusammenhang einordnen, Positionswechsel üben. Das sind die eigentlichen Ziele der Lehrpläne, die hinter den Fachinhalten stehen. Das wollten und das haben Ihre Lehrkräfte Ihnen vermittelt, damit Sie achtsam und verantwortungsvoll in einer sich verändernden Gesellschaft leben und zu ihrer Entwicklung beitragen.

Mit dem Abiturzeugnis erhalten Sie damit nicht nur eine formale Zugangsberechtigung zu Fachhochschulen und Universitäten, sondern auch ein Zeugnis der „Reife“ (so sagte man früher), das als Auftrag zum Handeln zu verstehen ist.

Sie haben sich das Abitur und diesen Auftrag hart erarbeitet. Nutzen Sie Ihre erworbenen Fähigkeiten und Kompetenzen und handeln Sie im Sinne unserer freiheitlichen und demokratischen Gesellschaft selbstbestimmt und verantwortungsvoll.

Das würde meine Kolleginnen und Kollegen und auch mich freuen und uns stolz machen.

Zudem würde uns freuen, wenn Sie anderen von unserer Schule erzählen würden und uns weiterempfehlen, damit auch andere Erwachsene diese Einrichtung nutzen können.

Und wir würden uns selbstverständlich sehr freuen, wenn Sie uns treu bleiben. Lassen Sie sich hin und wieder blicken, erzählen Sie uns von Ihrem weiteren Lebensweg und treten Sie unserem Förderverein bei!

Also Herzlichen Glückwunsch zum bestandenen Abitur! Ich wünsche Ihnen auf dem weiteren Lebensweg alles Gute!

 

StD Udo Menski, Schulleiter

Abitur 2020: Erfolgreich ins Ziel trotz mancher Corona-Widrigkeiten

Abitur 2020: Erfolgreich ins Ziel trotz mancher Corona-Widrigkeiten

Keine Treffen mit Lerngruppen, vier Klausuren innerhalb von sechs oder acht Tagen und kein Abschlussball – das Abitur 2020 im Zeichen der Conora-Pandemie war eine besondere Herausforderung. 32 Schülerinnen am Abendgymnasium und Hannover-Kolleg haben sie dennoch erfolgreich gemeistert.

„Toll, verlängerte Ferien”, schoss es einigen Schüler*innen des Abiturjahrgangs am 13. März 2020 durch den Kopf, als die Schulschließung bis zum Ende der Osterferien bekanntgegeben wurde. Doch schnell war klar: Das Wiederholen und Lernen wird trotz der zusätzlichen unterrichtsfreien Zeit nicht einfacher.

Hinter den lange im Kalender markierten Prüfungsterminen stand plötzlich ein Fragezeichen. Dass diskutiert wurde, ob das Abitur überhaupt stattfinden solle, förderte die allgemeine Verunsicherung. Lohnte es sich, schon mit den Vorbereitungen zu beginnen, wenn womöglich doch alles abgesagt würde?

Plötzlich ganz allein und nicht in der Gruppe zu lernen, stellte einige Schüler*innen vor zusätzliche Motivationsprobleme. Sie telefonierten, tauschten Nachrichten aus, doch Videochats fühlen sich anders an als reale Begegnungen. Gerade bei Fächern im unteren Bereich der persönlichen Lieblingsskala wuchsen noch einmal die Anforderungen. Wer bislang in der Bibliothek gelernt hatte, weil in den eigenen vier Wänden zu viel Unruhe herrschte, war aufgeschmissen. Und nicht alle konnten zuhause komfortabel mit Laptop und stabilem Internetanschluss arbeiten. Ganz zu schweigen davon, dass zusätzliche Sorgen auftauchten, ob Familie und Freunde gesund bleiben und/oder ihre Arbeit behalten würden. Auch der Zusammenhalt des Jahrgangs wurde auf die Probe gestellt. Alles, worauf viele nach drei Jahren am Kolleg hingefiebert hatten, löste sich mit den Corona-Verordnungen in Luft auf: keine Motto-Woche, kein Abi-Streich, keine Abi-Party.

Ihr großes Ziel, mit dem die Schüler*innen vor drei oder vier Jahren angetreten sind, haben 32 aber trotz dieser Widrigkeiten auf der Endgeraden jetzt endlich erreicht: die Allgemeine Hochschulreife. Um dieses Ziel nicht aus den Augen zu verlieren, raten sie den aktuellen E-Phasen, immer die kleinen Fortschritte auf dem Weg zum Abitur im Blick zu haben. Jede bestandene Klausur, jede Präsentation, seien ein Teilerfolg und ein Grund, stolz zu sein, betont Aileen L. Erst recht, wenn man schon ein paar Jahre aus der Schule raus sei und sich an die vielen Fächer, den ständigen Input und das Lernen für Klausuren erst wieder gewöhnen müsse.

Erreicht haben die Abiturient*innen des Jahrgangs 2020 jetzt noch viel mehr als irgendeinen Notendurchschnitt. Während der gemeinsamen Schulzeit haben sie ganz unterschiedliche, interessante Charaktere kennengelernt. Freundschaften sind entstanden. Und wenn einmal Tiefs am Schulhimmel aufzogen, half die gegenseitige Unterstützung im Jahrgang – aber auch die der Lehrkräfte. Denn das Gemeinschaftsgefühl und der jahrgangsübergreifende Kontakt sind für Annika P., Kasper T. und andere Mitglieder des Abi-Komitees 2020 an der Schule besonders prägend. Kasper sagt: „Die Jahrgangsstufen und Kurse sind viel kleiner als an Schulen des ersten Bildungswegs. Das erleichtert den Austausch untereinander. Beim Patenprogramm konnte ich zum Beispiel eigene Erfahrungen weitergeben. Das hat mir viel bedeutet.” Für Annika P. und Laura B. ist nicht nur das Abiturzeugnis ein wichtiges Ergebnis, sondern die Tatsache, dass sie sich selbst beweisen konnten, zu was sie fähig sind.

Für die Lehrer*innen mag es während des Unterrichts nicht immer offensichtlich gewesen sein, aber zum Abschluss betonen viele Abiturient*innen, sie hätten die Zeit am Kolleg genossen. Auch Steven B.s Fazit ist positiv: „Das Negative aus meiner ersten Schulzeit ist jetzt weg. Erst wer Einblicke ins Arbeitsleben hatte, merkt, wie schön Schule sein kann. Die kleinen Kurse sind zwar anstrengend, aber das Lernen ist dadurch auch intensiver. Ich werde das Kolleg extrem vermissen”, sagt Steven. Wie sehr sich sein Blick auf Schule gewandelt hat, zeigt sein Berufswunsch: Er möchte Lehrer werden.

(scr, 8.7.2020)

Ein ganz besonderer Mittwoch

Ein ganz besonderer Mittwoch

Jahrgang 12, eine der letzten Deutschstunden vor den Ferien. In den letzten Wochen haben die Schülerinnen und Schüler eine ganze Reihe von Gedichten ausführlich analysiert. Unter dem Titel „Kleiner Lyrik-Workshop“ sollen sie nun praktisch tätig werden: Ausgehend von einer kleinen selbst verfassten Tagebuch-Notiz gilt es, in mehreren Schritten vom Prosatext zum Gedicht zu gelangen.

Bahaa Hamod, der erst vor wenigen Jahren aus Syrien aus Deutschland gekommen ist, nimmt die in einigen Tagen anstehende Zeugnisausgabe zum Anlass für sein Gedicht „Der Mittwoch“. Sein Bildungsziel hat er erreicht: Er wird das Hannover Kolleg mit dem Zeugnis über den schulischen Teil der Fachhochschulreife verlassen und ein Studium aufnehmen. Ihm und allen anderen Abgängerinnen und Abgängern mit Fachhochschulreife wünschen die Lehrkräfte des Hannover Kollegs alles Gute!

Der Mittwoch

Eines Mittwochs, der
in einer Woche, die
in einem Jahr, das
für alle gewöhnlich ist
für mich besonders ja

Davor nicht wie danach
das Motto des Mittwochs war
mit leeren Händen rein
mit vollem Gepäck raus

Tschüs und hallo wird
gesagt den ganzen Tag
alte, neue Gesichter und
gewöhnen muss man sich ja

Sich freuen oder weinen
zweifelt man da
oder etwa zusammen?
Gefühle gewinnen ja

Zufrieden bin ich nie
aber stolz bin ich ja

Gerüstet mit einem Schlüssel
betrete ich den Tunnel
was für einen, der
knackt jede Tür

Und vor der Tür da
wartet meiner ja

von Bahaa Hamod (2020)

Unterricht unter dem großen C

Unterricht unter dem großen C

Ein (nicht nur) am Hannover Kolleg ganz besonderes Schuljahr geht dem Ende zu. Wenn die Schülerinnen und Schüler sich am 15. Juli ihre Zeugnisse überreichen lassen, enden vier Monate schulischer Ausnahmezustand. Der Unterricht unter Corona-Bedingungen hat allen sehr viel abverlangt, und das Aufatmen angesichts der vor uns liegenden Sommerferien wird – bei Schülern wie Lehrkräften – sicherlich noch lauter ausfallen als in normalen Schuljahren.

Es war der Vormittag des 12. März, als sich die Gerüchte über eine kommende Schulschließung aufgrund der sich ausbreitenden Corona-Pandemie verdichteten. In der Tat: Am Freitag, den 13. März, erfuhr die überraschte Öffentlichkeit, dass die niedersächsischen Osterferien zwei Wochen früher starten würden als geplant. Manch einer freute sich über die unverhoffte Freizeit, doch so langsam wurde klar, wie gefährlich COVID 19 tatsächlich ist. „Flatten the curve“ hieß es nun überall und „study at home“ wurde das Motto der Stunde für alle Schülerinnen und Schüler. Sich einarbeiten in Moodle, unsere Online-Lernplattform, sich selbst informieren und das eigene Lernen organisieren waren nun die großen Herausforderungen, und in kürzester Zeit wurde unser aller Alltag umgekrempelt.

Als ab Mai nach und nach die einzelnen Jahrgänge wieder zum Präsenzunterricht kommen durften, war vieles neu und anders: halbe Lerngruppen, feste Plätze an Einzeltischen, keine Partner- oder Gruppenarbeit mehr, ständiges Lüften und Hände waschen und natürlich Abstand halten. Und dennoch war bei den meisten die Freude darüber, wieder zur Schule gehen zu dürfen, groß. „Ich habe viel mehr gearbeitet als im normalen Unterricht, aber ich habe das Gefühl, dass ich trotzdem viel weniger gelernt habe“, resümiert eine Schülerin der Einführungsphase ihre Zeit im Home Schooling. „Ich bin ja nicht Lehrer geworden, damit ich die ganze Zeit zu Hause am Computer arbeite, ich will meine Schüler auch treffen“, gibt ein Lehrer zu und ergänzt: „Ich hoffe sehr, dass wir nach den Ferien wie geplant im Regelbetrieb starten. Darauf freue ich mich schon!“

(Deg)

Abitur oder Fachhochschulreife mit über 20? Hannovers Gymnasien für Erwachsene informieren über höhere Schulabschlüsse für eine erfolgreiche berufliche Zukunft

Abitur oder Fachhochschulreife mit über 20? Hannovers Gymnasien für Erwachsene informieren über höhere Schulabschlüsse für eine erfolgreiche berufliche Zukunft

Neues Jahr, neue Vorsätze? Wer das Ziel hat, 2020 neue berufliche Wege einzuschlagen, dafür aber die Fachhochschulreife oder das Abitur benötigt, ist an Hannovers Gymnasien für Erwachsene an der richtigen Adresse.

Wie der Weg zum Abitur für Erwachsene aussehen kann, wird auf der Informationsveranstaltung des Hannover Kollegs und des Abendgymnasiums am Mittwoch, den 15. Januar 2020 um 19 Uhr in der Aula der Schule erklärt (Ort: Thurnithistraße 6, Hannover-Döhren, ggü. Üstra-Betriebshof Döhren, Haltestelle Peiner Straße).

Voraussetzung für den Erwerb der Fachholschulreife und des Abiturs sind der Sekundarabschluss I, eine zweite Fremdsprache und eine zweijährige Berufstätigkeit. Wer noch nicht über die schulischen Voraussetzungen verfügt, kann sie an den Schulen im Vorkurs erwerben. Dieser startet im Februar 2020. Über Unterschiede und Details an Kolleg und Abendgymnasium informieren die Schulen am 15. Januar 2020.

Hannover Kolleg und Abendgymnasium sind zwei staatliche Gymnasien „unter einem Dach” in Hannover-Döhren. Schulträger ist die Region Hannover. Die Schulen stehen nicht nur Interessierten aus dem Stadtgebiet Hannover, sondern aus der gesamten Region Hannover offen. Der Schulbesuch ist gebührenfrei, kann auch neben der Berufstätigkeit oder als Überbrückung von beruflichen Übergangszeiten erfolgen. Unter bestimmten Voraussetzungen können junge Erwachsenen schon während des Vorkurses BaFöG beziehen Der Unterricht findet entweder vormittags oder abends statt, ganz wie es in die persönliche Lebensplanung passt.

Informationen vorab auf dieser Website oder über das Sekretariat der Schulen: Tel.: 0511 – 16 84 91 28 (bis 14 h) oder 0511 – 16 84 33 87 (bis 20 h).

Kontaktaufnahmen für konkretere Informationen oder Anmeldungen sind ab sofort möglich.