Im Rahmen einer freiwilligen Exkursion besuchten Schülerinnen und Schüler des Hannover-Kollegs die Gedenkstätte Ahlem. Ziel der Exkursion: Geschichte nicht nur theoretisch zu behandeln, sondern sie auf eine persönliche und emotionale Weise erfahrbar zu machen.
Anders als viele klassische Erinnerungsorte setzt die Gedenkstätte Ahlem bewusst auf eine offene und positive Gestaltung. Helle Farben wie Grün und Weiß sollen Erinnerung lebendig halten, ohne ausschließlich eine erdrückende Atmosphäre zu erzeugen. Dieser Ansatz erleichtert insbesondere jüngeren Erwachsenen den Zugang zu einem schwierigen, aber wichtigen Kapitel der Geschichte. Die Ausstellung ist interaktiv gestaltet. Herausziehbare Schubladen, Fotosuchen, Kurzvideos und Informationswürfel laden dazu ein, die Geschichte selbstständig zu entdecken und sich aktiv mit ihr auseinanderzusetzen.
Wichtige Werte: Gemeinschaft, Sport und Zusammenhalt
Die Gedenkstätte war ursprünglich eine jüdische Gartenbauschule, die jüdischen Menschen Schutz bot und ihnen eine Ausbildung ermöglichte. Während eines Rundgangs durch die Ausstellung wurde deutlich, dass Werte wie Gemeinschaft, Sport und Zusammenhalt dabei eine zentrale Rolle spielten. Im Rahmen der gemeinsamen Besprechung wurde deutlich, wie wichtig solche Orte für das Verständnis von Ausgrenzung, Widerstand und Menschlichkeit sind.
Ruth Gröne, die letzte lebende Zeitzeugin aus Hannover
Ein besonders bewegender Teil des Besuchs war die Geschichte von Ruth Gröne, der letzten noch lebenden Zeitzeugin aus Hannover. Sie musste während der Bombardierung Hannovers aus dem Judenhaus in der Stadtmitte fliehen und fand mit ihrer Familie Zuflucht in der Gartenbauschule Ahlem. Da sich dort zeitweise auch die Zentrale der Gestapo befand, wurde sie Zeugin zahlreicher nationalsozialistischer Verbrechen. Mithilfe von Interviewausschnitten konnte die Gruppe des Hannover-Kollegs Ruth Grönes Erlebnisse auf eindrucksvolle Weise nachvollziehen.
Zum Abschluss des Rundgangs setzten sie sich mit den Morden auseinander, die gegen Kriegsende in der ehemaligen Gartenbauschule in Auftrag gegeben und durchgeführt wurden. Der Blick auf die Gedenktafel, die diesen Opfern gewidmet ist – ein stiller, aber sehr eindringlicher Moment, der die Grausamkeit der Taten und das Leid der Opfer nachdrücklich vergegenwärtigte.
Erinnerungskultur weckt Emotionen
Die Schülerinnen und Schüler bewerteten den Besuch, der von der AG „Zusammen für Toleranz“ betreut und von Frau Schiffer und Herrn Dömer begleitet wurde, durchweg positiv. Viele beschrieben die Erfahrung als sehr emotional und zugleich als wichtig für das eigene Geschichtsverständnis. Der Besuch der Gedenkstätte Ahlem machte deutlich, wie bedeutend Erinnerungskultur ist – gerade für Erwachsene, die sich bewusst mit Verantwortung, Toleranz und gesellschaftlichem Zusammenhalt auseinandersetzen möchten.
(Doem/Scr, 23.12.2025)